Nie ohne meine Gießkanne

„Always on“ statt nur „on Tour“

Isabel Speckmann bloggt über das Alleinreisen im Wohnmobil

Ohne ihre Gießkanne würde sie nie auf Reisen gehen. Dabei haben Wohnmobilisten eher selten Blumen in ihrem Vorgarten zu gießen. Die Sache mit der Kanne ist einer der Tipps, die Isabel Speckmann, kurz Isa,  auf ihrem Blog https://isaswomo.de/ den mittlerweile fast 120 000 monatlichen Lesern ans Herz legt.  Isa erklärt: Oft stehe man weit entfernt von der Zapfstelle des Campingplatzes und dann seien mit der Kanne schnell mal die notwendigen Wasserreserven aufgefüllt. 

Von Sicherheitshinweisen für die Übernachtung, über Produkte, die das Camping schöner machen sollen bis zu Berichten über hundefreundliche Regionen oder den Kauf von gebrauchten Wohnmobilen. Das Themenspektrum umfasst alles was ein Womo-Camper oder Novize wissen sollte, bzw. ihm unangenehme Erfahrungen erspart.

Dass der Blog so authentisch ist, erklärt sich aus der Geschichte seiner Entstehung. Obwohl erblich nicht als Camperin vorbelastet spukte die Idee des Wohnmobils viele Jahre in ihrem Hinterkopf. 2011 war es dann so weit. Träume, so erkannte sie sollte man nicht auf die lange Bank schieben, sondern leben. Ein Jahr nahm sie sich dennoch Zeit, bis ein erschwingliches gebrauchtes Wohnmobil gekauft war und es mit ihrem Hund auf Tour ging. Ihr Ziel, für eine Dortmunderin nicht gerade ambitioniert, war für vier Tage ein Campingplatz am Möhnesee. Immerhin genug Zeit für eine ganze Reihe von Missgeschicken: Zu wenig Wasser im Tank, keine Gießkanne, heiß laufende Pumpe und schließlich eine defekte Standheizung, die für 2400 Euros ersetzt werden musste. Die anschließende zweiwöchige Tour durch Frankreich hätte sogar fast das Ende ihrer Camper Karriere eingeläutet: „Mein schlechtes Französisch, mieses Wetter und ein panischer Hund. Ich dachte schon, das ist der größte Fehler meines Lebens.“  300 Kilometer weiter im Süden des Landes holten Sonne und nette Nachbarn Frau und Hund schließlich doch noch aus dem Camperblues.

Auf diese Reise entstand auch die Idee zum Blog. Zunächst nur um die nervigen täglichen Anrufe der Freunde und Verwandten abzuwenden. „Die machten sich natürlich große Sorgen, weil ich ganz allein unterwegs war. Aber ich wollte ja in Ruhe den Sonnenuntergang genießen, statt besorgten Daheimgebliebenen immer wieder das Gleiche zu berichten.“  Die Lösung war ein damals zwar einfacher, aber kostenfreier Blog. „Ruft mich nicht an, schaut was ich im Blog schreibe“, disziplinierte sie ihre Lieben daheim. Als sich schnell auch wildfremde für den Blog interessierten, erkannt Isa, dass sie auf eine Marktlücke gestoßen war. „Frau allein mit Hund im Wohnmobil, das gab es noch nicht und das weckte Interesse.“ Dennoch fühlte sie sich von einer Freundin auf den Arm genommen als die ihr riet den Blog auf ein professionelles Portal umzustellen. „Ja Ja und als nächstes noch Youtube Star…“ „Heute gehören die sozialen Medien ebenso wie ein Podcast zu ihrem Repertoire."  Und die müssen gemeinsam mit dem Blog täglich bedient werden. „Wenn man das abreißen lässt, verliert man ganz rasch die Follower und wird auch nicht mehr von den Suchmaschinen gefunden.“ Monatlich 280 bis 300 000 Klicks wollen verdient sein. Statt wie zu Anfang geplant einfach nur „on Tour“ zu sein und in Ruhe vor dem Wohnmobil zu chillen ist sie jetzt also „always on“ und finanziert  ihr Leben als Wohnmobilistin unter anderem mit Produkttests. „Vor kurzen bat zum Beispiel eine kanadische Firma darum, dass ich ein kleines Solarpanel teste und im Blog vorstelle.“ Immer wieder fragen auch Tourismusbüros bei ihr an, ob sie neue Stellplätze oder Feste in deren Region testen und damit in Camperkreisen bekannter machen könne. „Einfach mal drei Wochen nix machen – so geht das nicht“, beschreibt sie die Herausforderung. Aber sie stellt auch klar: „Ich bin heilfroh, dass es so gekommen ist.“

Den Spaß am Wohnmobil hat sie seither nicht verloren. Wenngleich sie nie auf ihre kleine Wohnung in Dortmund verzichten würde. „ich war einmal 5 Monate in Schweden unterwegs. Das war schön, aber dann habe ich mich auch wieder auf meine festen Wände gefreut.“

Neben technischen Kniffs und touristischen Tipps liegt Isa vor allem das Thema Sicherheit am Herzen. Da mache es im Übrigen keinen Unterschied, ob man als Frau alleine reise oder die ganze Familie an Bord sei. Nie würde sie zum Beispiel auf einem Autobahnrastplatz übernachten. Dort warten hochspezialisierte Banden auf die müden Camper. „Die machen das so leise, dass die Leute meist erst am nächsten Morgen feststellen, dass sie ausgeraubt wurden. Eine Wanderlegende sei dagegen die Geschichte mit den angeblichen Gasüberfällen, bei denen die Camper betäubt würden. Eine Anfrage unter anderem bei der Polizei ergab, dass kein einziger Fall in Europa bekannt ist. Und Ärzte haben ihr bestätigt, dass es technisch praktisch ausgeschlossen ist die an verschiedenen Stellen im Camper schlafenden Menschen zeitgleich und sicher zu betäuben. Dennoch empfiehlt sie: Alarmanlage nachrüsten, keine Wertsachen sichtbar liegen lassen und gerade auf Supermarktparkplätzen alles von Wert aus dem Wagen holen, denn „auch dort gibt es spezialisierte Banden, die genau wissen dass sie für einige Zeit ungestört stöbern können.“

Beratung gibt es auf ihrer Seite auch für den Kauf von gebrauchten oder neuen Mobilen. Zwar ist sie selbst keine Technikerin, aber sie weiß genau, worauf man beim Kauf achten sollte. Das beginnt schon mit der Größe des Fahrzeugs. Wer es neben dem Camping auch im Alltag nutzen wolle, für den komme eigentlich nur etwas in „Bulligröße“ in Frage. Auch die neuen Führerscheinklassen begrenzen den Wunsch nach Größe. „Wenn dann nur noch 100 Kilo Zuladung erlaubt sind, macht das keinen Sinn. Fahrzeuge über 8 Meter Länge kämen zudem nicht mehr auf allen Plätzen unter. Sie selbst fährt mittlerweile einen 6,8 Meter langen und 2,14 Meter breiten Weinsberg Edition Pepper auf Basis eines Peugeot Boxer. „Das ist der richtige Kompromiss aus Komfort und Handlichkeit für mich.“ Mit ihrem Weinsberg hat sie noch einiges vor. „Griechenland und einige Länder in Osteuropa fehlen mir noch in Europa.“ Und dann ist da ja noch der große Traum: „Ein paar Monate durch Kanada.“ Wann? Schau mer mal, Träume soll man ja nicht auf die lange Bank schieben!

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