Der Subaru Solterra – erstes vollelektrisches SUV der Japaner.
Flüstern im Walde...
Der Subaru Solterra, rein elektrisches SUV mit Allrad
... oder gar Schweigen im Walde und den Liebesrufen der Tierwelt lauschen. Das ist traditionell nicht unbedingt das vorderste Ziel eines Subaru. Die Rallye-Pisten dieser Welt dafür umso mehr. Man denke nur an den Subaru Impreza, der mit seinem Boxermotor und seinen Allradkünsten vor gut 30 Jahren angetreten war, die Welt zu beeindrucken. Das gelang aufs trefflichste. Auch in Europa, wo das Fahrzeug ab 1993 erhältlich war, verkaufte er sich sehr gut. What an impressive car, dieser Impreza., der die japanische Marke letztlich mehrfach auf den Rallye-Weltmeisterthron katapultierte und mit ihm das Können der Japaner in Sachen Allrad. Subara wurde synonymisch für ein Fahrzeug, mit dem man durch Dick und Dünn kommt.
Nun also der Solterra – Sol-Terra, ein Auto, das mit beiden Beinen, allen vier Rädern erdverhaftet bleibt und doch der Sonne so nah ist? Wieviel näher kommt er ihr noch, wenn noch Solarfolien sein Dach zieren, die ihn mit Strom zum Nulltarif beliefern... Denn in der Tat ist er das erste vollelektrische Auto bei Subaru. Und natürlich ist dieses SUV der Japaner mit der altbewährten Allrad-Kompetenz ausgestattet– eine Kompetenz, die zwar Energie frisst, aber auch für (fast) alle Unweg/wägbarkeiten eine Lösung weiß. Großes Lob: er ist selbsterklärend – trotzdem gibt es das Bordbuch gottlob noch in gedruckter Form. Heutzutage auch keine Selbstverständlichkeit mehr.
Unser Modell mit Panorama-Glasdach inklusive elektrisch verstellbarer Sonnenschutzblende kostete alles in allem knapp 62.935 Euro. Auch der Einstiegspreis ist mit 58.490 Euro nicht von Pappe. Dafür gibt es allerdings viel Auto und ein Gefühl von Komfort und Platzfülle vorne wie hinten und genügend Laderaum. Seit März dieses Jahres kann er hierzulande erworben werden.
Von der Rallye-Piste auf zur Pirsch…
Ein großes Hallali für alle Subaru-Fans, die nun rein elektrisch unterwegs sein wollen – sei es auf der Rallye-Piste, im Normalverkehr oder im Wald mit Fernglas und Flinte. Wir haben den Solterra, wohl wissend, dass er deutlich mehr kann, nur auf öffentlichen Straßen bewegt. Weitgehend baugleich mit seinem japanischen Kollegen Toyota mit dem weitaus weniger klangvollen Namen bZ4X fühlt man sich im Solterra rundum sicher und wohl. Im Gegensatz zum bZ4X gibt es den Solterra – die Expertise verpflichtet – ausschließlich mit Allradantrieb.
Er hat alle Annehmlichkeiten, die man heute von einem SUV erwartet. Intelligente Assistenz- und Sicherheitssysteme inklusive. Keineswegs also ein karg ausgestattetes Nutzfahrzeug. Schließlich werden die Förster unter den Abnehmern in der Minderheit bleiben. Und auch sie dürften den Komfort einer Lenkradheizung mit Einschalt-Automatik zu schätzen wissen. Gerade in den frühen Morgenstunden im Winter, wenn sie auf der Pirsch liegen.
Immer wieder aufs Neue erfrischend ist das spontan anliegende Drehmoment eines Elektrofahrzeugs. Für Fahrten im Gelände ist es entscheidend, dass die volle Kraft unmittelbar abgerufen wird und sich damit ohne Umweg übers Getriebe und Kupplungsschleifen perfekt und direkt dosieren lässt.
Zwei Elektromotoren an beiden Achsen leisten zusammen 160 kW (218 PS) – das ist ausreichend, braucht er bei einem Fahrzeuggewicht von gut zwei Tonnen aber auch. Die zwei Elektromotoren à 80 kW mit ihrem Drehmoment von insgesamt 338 Nm an beiden Achsen resultieren in einer hervorragenden Gewichtsverteilung. Dadurch lässt sich gleichzeitig die Steuerung des Allradantriebs die Kraft an den Rädern noch präziser verteilen. Gerade offroad kann das Tüpfelchen auf dem i sein.
Wider das Leben auf der Suche nach Ladesäulen
Enttäuscht waren wir von der unseres Erachtens geringen, zu geringen Reichweite. Trotz moderater Fahrt im Sommer haben wir keine 400 Kilometer geschafft. Der Hersteller gibt eine Reichweite von 416 Kilometern an. Und das schon mit einem zwischenzeitlich erfolgten Update zur Effizienzsteigerung. Mit einer solchen Reichweite wird aus dem Solterra keine Allzweckwaffe für alle automobilen Lebenslagen. Ohne heimische Wallbox macht der Solterra bei all seinem sonstigen Können langfristig keine Freude. Die Suche nach im Zweifel belegten Ladesäulen, das ätzende Warten und vor allem die Häufigkeit, laden zu müssen, machen keinen Spaß – zumal wenn wie bei uns die Ungeduld und der möglichst kurze Boxenstopp fest im Großhirn verankert sind.
Rallye-Legende Walter Röhrl, bekannt dafür, dass er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält, letzteren lieber in perfekt rasanter Kurvenfahrt bezwingt, hat vollkommen recht, wenn er sagt: „Ich vergeude mein Leben nicht mit Ladesäulen-Suche.“ Klar, die Technik wird besser, klar, es werden mehr Ladesäulen. Aber wie lange wird es dauern, bis diese immer wieder etwas anders funktionierenden Ladesäulen auch EC-Karte oder viele Kreditkarten annehmen, ohne dass man ständig mühsam eine App runterladen muss, zwischen die sich auf dem Smartphone aggressiv Werbung schaltet?
Bei unserem letzten Ladeversuch mit dem Solterra hatte schließlich der Dienst habende Mitarbeiter am Notruftelefon des Energiekonzerns Mitleid, schaltete die Säule frei und schickte die Rechnung analog per Post. Ja, lieber Walter Röhrl, es ist noch ein sehr weiter Weg.
Fahren nach dem Willen des Fahrers?
Eine entspannte Fahrt an die Costa Blanca nach Javea? Aus unserer Sicht unmöglich. Die Reichweitenangst wäre ein ständiger Begleiter. Sie hätte zudem generalstabsmäßig geplant sein müssen. Aber das ist es ja gerade an der individuellen Mobilität: Ich will zu jeder Zeit immer mobil sein können. Das heißt: einfach einsteigen, losfahren und ohne Reichweitenangst ankommen. Pausen wollen wir einlegen, wann uns danach ist, nicht weil das Fahrzeug sie uns diktiert.
Was wir mit einem allradangetriebenen Toyota binnen eines – zugegeben leicht mörderischen – Tages absolvierten, nämlich knapp 1200 Kilometer... gar nicht dran zu denken, wann wir mit dem Solterra oder vielen anderen E-Fahrzeugen angekommen wären. Womöglich noch inklusive unfreiwilligem Abschleppmanöver. Wie vor etlichen Jahren mit dem ersten elektrischen Golf mit dementsprechend geringer Reichweite, weil die Ladesäule leer und die Autobahnspur, auf der nach Zwischenladen noch eine weitere Ladestation gewesen wäre, gesperrt war?
Nun kann der Solterra fahrtechnisch fast nichts, was er nicht kann. Seine für ein E-Fahrzeug außergewöhnlich hohe Bodenfreiheit tut ein Übriges. Umso wichtiger wäre eine satte Reichweite. Denn mit diesem Auto will man ja gerade rein ins ungetrübte und leise Abenteuer, und das liegt nun mal häufig einige hundert Kilometer entfernt. Und schon beginnt das Planen, statt reinsitzen und losfahren. Auch der Förster braucht übrigens bisweilen einige Stunden Fahrt bis zu seinem Forst.
Wir meinen: Laden muss in acht Minuten erledigt sein – für 80% Batterie – ohne diese zu stressen. Die minimale Reichweite eines BEV muss dabei 500 Kilometer betragen. Eigentlich sollten es 700 sein, um einem Benziner Konkurrenz zu machen. Beim derzeitigen Stand der Technik sehen wir das nicht.
Kurzum: Der Solterra ist ein klasse Auto. Aber bitte als Hybrid – Mild und Plug-in. Dann hat er nach unserem Dafürhalten das Beste aus beiden Welten – die sofortige Beschleunigung UND Reichweite – der puren Freude steht dann nichts mehr im Wege.
Klar, die Emissionswerte der Hersteller müssen runter, weil sonst Strafzahlungen fällig sind. Doch vielleicht macht der Druck der Straße, also der Kunden, gehörig Dampf und die Politik schwenkt doch noch ein und gibt den E-Fuels eine reelle Chance? Die Speerspitze der Forschung, die Formel 1, jedenfalls fährt ihre Rennen ab 2026 mit E-Fuels.
Das Beste aus beiden Welten
Ob im Wald oder auf öffentlichen Straßen, der Subaru Solterra wird zusammen mit seinem Bruder im Geiste, dem Toyota bZ4X, seine Abnehmer finden.
Und wer weiß. vielleicht lässt sich die Leistung der Batterie und des Gesamtsystems weiter steigern. Eine heimische Wallbox ist dabei Pflicht. Denn wer will schon Stunden an öffentlichen Ladestationen verbringen...
Zurück zum Thema Reichweite: Es ist ein Fahrzeug für Menschen, die Zeit oder eine heimische Ladestation haben. Für ein Premium SUV dieser Güte erwarten wir eine Reichweite von 600 Kilometern. In der Praxis sind es keine 400 Kilometer – auf der Autobahn verschlingt der Solterra auch im Eco-Modus etwa 2 Kilometer Reichweite pro gefahrenem Kilometer.
Es bleibt also noch viel Ingenieurskunst zu leisten. Wir würden ganz klar einen Verbrennungsmotor vorziehen, zumal: der Solterra als Mild Hybrid mit synthetischen Kraftstoffen oder gar mit Wasserstoff betrieben... für uns wäre das eine höchst lukrative Alternative. Denn das Fahrzeug als solches macht mächtig Spaß.
Text und Fotos: Dr. Susanne Roeder