Fröhliche Dreieinigkeit – Ora Funky Cat, Mitsubishi Outlander und Mitsubishi ASX geben sich ein Stelldichein
Ein ungleiches Paar: Ora Funky Cat und Mitsubishi ASX
„Sie haben Ihren Regenschirm vergessen“ – „Nein, der gehört zum Auto – für Fahrer und Beifahrer je einen.“ Aha, die Funky Cat will niemanden im Regen stehen lassen. Ein angenehmer Zug – und natürlich sollen die Regenschirme das noch weithin unbekannte Ora Ausrufezeichen als Logo in die Welt hinaustragen. Ein cleveres Marketingmittel für wenig Geld. Das Mausen lässt die Katze, die seit März auch hierzulande erworben werden kann, genauso wenig – Fiat 500, Opel Mokka oder BMW Mini sind das Terrain, in dem sie wildern wird. Vertrieben wird der chinesische Kleinwagen von der Frey Import Services GmbH mit Sitz im hessischen Friedberg, die mit Mitsubishi schon viele Jahrzehnte sehr erfolgreich ist.
Die Chinesen sind da
Die Chinesen sind in Europa angekommen, mit geballter Kraft und im Falle von Ora in Form eines Ausrufezeichens – nach dem Motto: Schaut her, wir sind da! Und die Hersteller aus Fernost bedienen alle Kundenwünsche in punkto Größe des Fahrzeugs, dessen Antrieb und Anspruch auf Luxus – Great Wall Motors (GWM) mit einerseits der lustig frechen Ora Funky Cat, andererseits im SUV Segment mit dem PHEV Wey Coffee 01, einer ausgesprochenen Premium Limousine, die laut ADAC mit 146 Kilometer elektrische Reichweite Bestwerte erzielt.
Schon die modisch unkonventionelle Katze, eben Funky Cat, hat verblüffend hochwertige Anmutung: Die Türen fallen satt zu, die Innenraumverkleidung passt, das Außen-Design ist retro und alles andere als typisch asiatischer Origami-Stil. Tatsächlich ist die Funky Cat die wahre Knutschkugel, ist sie doch runder als der aktuelle Cinquecento.
Design lässt Passanten staunen
Ob im Verkehr oder sobald wir die Funky Cat abgestellt hatten: Sie und ihre Fahrerin konnten sich der Aufmerksamkeit ihres Umfeldes sicher sein.
Verantwortlich für das freundlich kindliche Erscheinungsbild zeichnet ein deutsches Designerteam, das es vorzieht, anonym zu bleiben. Das erinnert daran, als Porsche Ingenieure in Weissach Mitte der 1990er Jahre – weswegen es nun nicht länger geheim bleiben muss - unter anderem Engineering für Daewoo machten. Es lässt sich spekulieren und insinuieren, warum dem so sein mag und wer alles dahinter stecken mag... Optische Anklänge an Porsche und Mini im Antlitz sind jedenfalls nicht von der Hand zu weisen. Der Betrachter fühlt sich erinnert an Schulen der Malerei, die bestimmte Stile erlernt haben.
Ja, die Chinesen sind da, und zwar mit vielen Herstellern und weltweit. Tatkräftige Hilfe zu dieser Machtposition kam nicht zuletzt von Managern der europäischen OEM, die entweder im eigenen Unternehmen nicht hochkommen konnten oder noch eine weitere Bestätigung suchten.
Nun also setzt die Marke Ora an, den europäischen Markt für sich zu gewinnen. Und nicht nur das Design ist verführerisch. Freude am Fahren stellt sich umgehend ein. Das liegt natürlich, das große Plus eines jeden rein elektrischen Fahrzeugs, am umgehend anliegenden Drehmoment. Aber die agile Funky Cat sitzt auch satt auf der Straße und erfreut mit 126 kW/171 PS, ordentlich Wumms für ein 4,24 Meter langes Vehikel, das gleich aus dem Stand weit flitzen kann. Kein Katzensprung also, eher der einer Raubkatze.
Auto für City und Flaniermeile
Beim Wendekreis kann Funky Cat allerdings bei weitem nicht mit dem Weltmeister des Wendekreises, dem kleinen Smart, gleichziehen. Nicht nur bei Funky Cat, auch beim ASX wünschte man sich in der City einen kleineren Wendekreis. Aber was soll’s, ein zusätzliches Manöver macht in diesem Auto stets bella figura. Die knubbelige Form stört auch nicht beim Ein- und Ausparken, hat Funky Cat doch genügend Kameras, die exakt zeigen, welchen Weg das Fahrzeug gerade einschlägt und wo andere Gegenstände stehen.
Interessant ist der knuffige Stromer mit seinem schönen Panoramadach und in ansprechender Zweifarben-Optik insbesondere für Städter. Eine Ladung mit der 63 kWh Batterie hält lange. Fast 400 Kilometer Reichweite waren mit ökonomischen Fahren drin. Angegeben sind bis zu 420 Kilometer. Was braucht ein Städter mehr? Die kleinere Batterie (48 kWh) soll das Kätzchen bis zu 310 Kilometer weit springen lassen.
Das Ladeprocedere allerdings ist nervig, weil zeitfressend. Denn die Ladeleistung liegt gerade mal bei 67 kW – und spätestens wenn der Akku mehr als 350 Kilometer Reichweite anzeigt, dauert jeder zusätzliche Kilometer eine gefühlte Ewigkeit und man sehnt sich nach der guten alten Zapfsäule.
Perspektivisch ein Kultfahrzeug
Sie rollt lustig mit ihren Kulleraugen, wenn man die Katze entriegelt. Und mehr als Loriots Hund, der laut Dr. Sommer vier Jahre lang intensives Nachsprechen lernte, tritt Funky Cat über ihren Bediensteten Jannik als ChatBot mit der Fahrerin sogleich ins Gespräch. Auch plötzlich und ungewollt... Sagen wir mal so, im Gegensatz zum Loriot’schen Hund, dessen Besitzer sich mit dem Urteil „Ihr Hund kann ja gar nicht sprechen“ konfrontiert sah, spricht Jannik durchaus verständliche Sätze. Der Wortschatz freilich ist sehr begrenzt, zumal der Bedienstete meist nichts versteht oder sagt, er kenne das nicht...
Manche/r mag es drollig finden, wenn beim Starten des Elektroneulings Koi Karpfen über das digitale Armaturenbrett schwimmen und fernöstlich anmutende Klänge ertönen. Wir gaben uns keine Mühe, dies abzustellen. Die nötige Geduld oder auch der Spieltrieb fehlen uns, treffen jedoch vermutlich bei Jugendlichen ins Schwarze. Derlei Spielereien und die Optik haben das Zeug, die andersartige Funky Cat zum Kultfahrzeug avancieren zu lassen.
Dem Erstbesitz in jungen Jahren freilich widerspricht der stattliche Preis – knapp 48.500 Euro werden fällig. Wenig junge Menschen haben ohne die Eltern als zuverlässige Bank so viel Cash zur Hand. Der Einstiegspreis mit 44.500 Euro ist auch nicht von Pappe. Insgesamt aber ist der Elektro-„Mini“ ein erfreulicher Farbklecks im Meer der ewig gleich bis öde aussehenden Fahrzeuge der Gegenwart. Tatsächlich ist die Neuauflage des elektrischen Mini der Bayerischen Motorenwerke zusammen mit Funky Cat entwickelt worden. Der Bayern Kleinster mit gehobenem Preis wird ab Ende des Jahres vom gleichen Band rollen.
Flink und mit doppeltem Herzen: Mitsubishi ASX PHEV
Vergleichsweise viel Auto für deutlich weniger Geld gibt es beim Mitsubishi ASX. Klar, das ist Äpfel mit Birnen vergleichen, da im einen Fall ein BEV und ihm andern Fall ein PHEV vorfährt. Der Einstiegspreis für den neuen alten Bekannten im B-Segment und als Ein-Liter Turbo-Benziner mit 91 PS (67 kW) in der Basisversion beträgt deutlich weniger als 27.000 Euro. Das ist für ein alltagstaugliches SUV ein vernünftiger Neupreis.
Die japanische Marke hat sich über die Jahre in Deutschland einen Namen gemacht für Zuverlässigkeit und Qualität. Der chinesische Ora muss sich bei allem Verführungspotential den guten Ruf erst noch erwerben. Schließlich baut der japanische Multikonzern schon seit 1917 Fahrzeuge und im Herstellerverbund mit Renault und Nissan gelingen Skaleneffekte. So trägt der ASX eigentlich die Gene des Renault Captur in sich. Deshalb konnte seine Markteinführung recht rasch gelingen, nachdem er zunächst in den Tiefschlaf versetzt werden sollte.
Genügend Reichweite für Pendelfahrten
Im Alltag ist die Neuauflage und damit seit dem Jahr 2010 (erst) zweite Generation des ASX völlig entspannt, weil nie Reichweitenangst aufkommen kann. Die Fahrt ins Büro und zurück gelingt für den durchschnittlichen Berufstätigen rein elektrisch, da die Reichweite ohne Autobahn etwa 60 Kilometer beträgt. Über Nacht kann das Fahrzeug auch mit der Haussteckdose problemlos vollgeladen werden.
Unser PHEV in der TOP Ausstattung in Zweifarb-Metallic-Lackierung (plus 1.200 Euro) schafft es auf 43.590 Euro. Das ist weniger als der Einstiegspreis für die vollelektrische Funky Cat. Beide Autos versprechen Fahrspaß, den wir beim ASX genauso hoch ansetzen wie bei Funky Cat. Das Panoramadach das Compact SUV lässt sich außerdem weiter öffnen als das des Ora Funky Cat.
Beim ASX stehen fünf unterschiedliche Antriebe zur Wahl. Alle mit Ausnahme der Benziner-Basisversion sind elektrifziert. Dies sind zwei Mild Hybride (103 kW oder 116 kW), ein Hybrid (105 kW) und ein PHEV (117 kW). Wir wählten bewusst den PHEV. Allein die unmittelbare Beschleunigung sorgt für ein freudiges Lächeln. Und schon die ersten Stadtfahrten bewiesen es: Ein absolut vollwertiges Fahrzeug von solidem Charakter. Aber klar, die Chancen auf einen Designpreis im Vergleich zur Funky Cat aus dem Hause der recht neuen Marke Ora dürften gering ausfallen. Punkten kann der ASX auf alle Fälle
In Sachen Kofferraum geben sich beide Fahrzeuge ähnlich bescheiden – der Ora gibt 228 Liter an, beim ASX sind es gar nur 221 Liter. Für den Alltag/seinkauf oder auch die Golfbag reicht das. Zudem lässt sich beim ASX mit einem Griff die Rückbank zurücklegen, so dass über 1000 Liter zur Verfügung stehen.
Marge oder Volumen
... fragte Reuters unlängst. Am besten beides. Außer Acht gelassen werden sollte dabei nicht der dritte Aspekt und der zum Teil alles entscheidende Faktor, der der Markenbindung. Markenbindung erreiche ich schwer, wenn ich auf Einstiegsmodelle verzichte. Nicht umsonst hat Porsche seinerzeit mit dem Boxster eine Brücke gebaut, um späteren 911 Fahrern schon mal ein echtes Porsche Feeling an die Hand geben zu können...
Mercedes-Benz freilich wählte unter Ola Källenius einen gänzlich anderen Weg. Der CEO setzt voll auf Premium, rein elektrisch und China. Ob diese Rechnung aufgehen wird, wenn so viel an Masse und Kundenkredit in Europa verlorenzugehen droht, scheint fraglich. Kenner der Szene wie Willi Diez bezweifeln dies.
Doch zurück zu Mitsubishi ASX und Ora Funky Cat. Klar, wir gehören längst nicht mehr zur jungen Generation, auch wenn wir meinen, im Innern jung geblieben zu sein. Jedenfalls steht für uns fest: Beide Autos machen Spaß im Verkehr und in beiden fühlt man sich als Fahrer und Beifahrer wohl und sicher. Letztlich würden wir uns für den ASX entscheiden, der in der zweiten Generation ein ansprechendes Design hat, mit seinem Dynamic Shield und gegenwärtigen Linienführung unsere Liebe für Japan bestätigt. Metallic Rot mit schwarzem Dach trifft unseren Geschmack allemal.
Text und Fotos: Dr. Susanne Roeder