Ein Franzose auf Sylt - Impressionen
Peugeot 508 beeindruckt die bisweilen Schickeria-Insel
„Eleganz hat nichts mit Mode zu tun, sondern mit Stil“, lautet ein Bonmot von Modeschöpfer Karl Lagerfeld (1933 – 2019). Der Hamburger, der seinen Lebensmittelpunkt nach Paris verlegt hatte, skizziert unser Fahrzeug, wenn auch unwissentlich, damit trefflich. Denn der Peugeot 508 PT ist nicht nur ein echter Franzose, sondern ‚une voiture très élégante‘. Absolut passend für unsere Ausfahrt nach Sylt. In sattem metallic Rot fällt er auf inmitten der Nobelkarossen, die auf dieser Insel gang und gäbe sind.
Es lohnt sich, ein wenig in der multikulti Welt von Mode und Stil zu verweilen. Coco Chanel wird der Satz zugeschrieben: „Mode ist vergänglich, Stil niemals“. Unser Peugeot jedenfalls hätte der französischen Ikone unvergänglichen Designs vermutlich als stilistisch anspruchsvoll gefallen. Oder, um es mit dem italienischen Modeschöpfer Nino Cerruti zu sagen: „Stil bedeutet Balance, aber mit einer dramatischen Wendung.“ Diese spannende Formgebung, die edel bleibt und sich neben den teils behäbigen Luxuskarossen schlank und gut ins Szene setzt, hat es geschafft, die Aufmerksamkeit vieler Passanten für etliche Augenblicke auf sich zu ziehen. „Molto elegante, très chic, nicht schlecht“ oder einfach nur „cool“ – ist auf ihren Gesichtern abzulesen.
Wir beobachten den Auflauf amüsiert aus der nötigen Distanz. Schon wenige Stunden nach Ankunft in Westerland stellen wir fest, dass nicht nur Menschen unserem Franzosen zugeneigt sind, sondern auch die vielen Möwen erinnern gerne mit ihren Hinterlassenschaften auf dem glänzenden Lack. In Abwandlung des Uralt-Witzes ‚What’s the difference between a pigeon and a yuppie‘ im Zusammenhang mit einem Porsche 911 könnte man fragen: ‚What’s the difference between a seagull and a yuppie? At least, a seagull can leave a deposit (Anzahlung oder Möwenshit) on a Peugeot.‘ Aber unser Peugeot mit dem seit einigen Jahren neu gestalteten Löwenemblem ist nicht ansatzweise so teuer wie ein 991, der zunächst 901 hieß. Und hier kommt Peugeot tatsächlich ins Spiel, denn die Franzosen hatten sich damals eine dreistellige Typenbezeichnung mit Null in der Mitte schützen lassen.
Sylt hat fast alles – aber nicht genügend Sand
Auf einer Insel, die im Überfluss schwelgt, wo sich Alt- und Neureiche im Schaulaufen überrunden – mit hippen Designerklamotten, Autos und mehr oder minder geglücktem Lifting. Da mit einer schnöden Mittelklasse-Limousine aufkreuzen? Pures Understatement? Nein. Nennen wir es einfach stilsicheren Geschmack. Und der fällt, wie soeben berichtet, durchaus noch auf, selbst auf der Insel der Reichen und (scheinbar) Schönen.
Sylt mangelt es an nichts, möchte man meinen. Doch das ist nicht ganz richtig. Denn genau das, was Urlauber mögen, ist mehr und mehr Mangelware: Sand. Und das liegt nicht daran, dass sich der eine oder andere ein Säckchen voll Sand als Erinnerung mitnimmt. Die Insel droht zu erodieren. Um das Juwel vor dem sicheren Absaufen zu retten, fahren Spezialschiffe jahrein jahraus tonnenweise Sand hin und her. Acht Kilometer vor Westerland pumpen Saugbagger den Sand aus bis zu 30 Metern Tiefe hoch und fahren ihn an die Küste.
Allein Westerland erhält rund 200.000 Kubikmeter zur Verstärkung des Vorstrandabschnittes. Von den Sandaufspülungen profitieren auch List, Klappholtal, Kampen, Puan Klent und Hörnum. Jahr für Jahr stellen diese Maßnahmen den Küstenschutz vor besondere Herausforderungen. Schon jetzt sagen Experten, der Meeresspiegel sei etwa 20 Zentimeter höher als vor hundert Jahren. Finanziell verschlingen die Maßnahmen jährlich viele Millionen. Der Bedarf an Sand steigt von Jahr zu Jahr, was insbesondere auch an den sogenannten Kantenfluten liege. Diese führen zu Wasserständen, die einen Meter über dem normalen Hochwasser liegen und somit noch mehr Sand abtragen.
Charisma auf dem Asphalt – und zwischen Dünen
Überall lockt die Insel, deren Form uns an eine grazile Tänzerin erinnert, mit vielen Besonderheiten und liebenswürdigen Ecken. Das haben wir genutzt, um unser Fahrzeug in Szene zu setzen – mal in den Sand zwischen Dünen, mal vor ein typisches reetgedecktes Haus, mal vor das Watt im noblen Keitum, mal bei den Strandkörben in Wenningstedt, mal in den Sonnenuntergang vor der glitzernden See. Gerne auch mal kurz in die Friedrichstraße, Fußgängerzone und Einkaufsmeile von Westerland, direkt vor die Galerie Walentowski, die ‚Udo Lindenberg & More‘ verspricht und schon mal den roten Teppich mit Lindenberg Emblem ausrollt.
Egal in welcher Umgebung, der rubinrote Metallic-Lack der Peugeot 508 Limousine sieht einfach immer schick aus. Charisma und Charme machen ihn aus. Wie aber ist sein Fahrverhalten? Das ist schnell gesagt: Grundsolide. Die Insassen haben genügend Platz und fühlen sich rundum sicher, umgeben von angenehm hochwertigem Interieur. Allure als Ausstattungspaket liegt über der Variante Active und kommt automatisch mit unserem Modell. Mehr bietet nur die Ausstattung GT. Außer zusätzlichen Sicherheitsfeatures und serienmäßigen Funktionen hat die gehobene Ausstattungsvariante vor allem das Panoramadach. Wer wollte darauf verzichten!
Produziert wird der Franzose in Rennes, auf derselben Plattform wie der Citroën C5. Im Unterhalt gibt sich der 508 moderat, wie eigentlich jeder Peugeot. Er ist durch und durch Franzose, sticht wohltuend heraus aus der Masse ewig gleich aussehender Neufahrzeuge. Auf der verwöhnten nordfriesischen Promiinsel ist er ebenfalls wohltuend anders.
Egal ob wir eine Kaffeefahrt machen zu Nielsens Kaffeegarten in Keitum oder zum Urgosch nach List oder zu einem der vielen anderen Gosch Niederlassungen wie Wenningstedt, eines ist sicher: Wir fallen positiv auf.
Moderat in Preis und Verbrauch
Warum also ein Verbrenner? Generell mögen wir Plug-in Hybride (PHEV). Aber für die knapp tausend Kilometer wollten wir nicht nach Ladestationen suchen oder wegen des Ladens länger warten oder gar um eine freie Ladesäule in der Schlange anstehen müssen. Natürlich ist unser Benziner auch deutlich preiswerter als der PHEV. Ein wichtiges Argument speziell für Privatkäufer.
Die Eckdaten zum Fahrzeug selbst sind relativ zügig aufgelistet. Der Peugeot 508PT in der Ausstattung Allure hat 96 kW (131 PS). Den kombinierten Verbrauch des Benziners beziffert der Hersteller mit 6.4 Liter auf 100 Kilometer. Bei sehr gleichmäßiger Laufkultur von rund 100 km/h auf steigungsfreier Straße konnten wir diese Zahl erreichen. Insgesamt lag unser Verbrauch bei rund 7 l/100 km. Für eine gut bepackte Limousine ist das dennoch ein guter Wert. Die Leistung ist mit 96 kW nicht üppig, aber durchaus ausreichend für eine zügige Fahrt, zumal man kaum noch mehr als 130 km/h fahren kann. Klar, die Beschleunigung ist bei dieser PS-Zahl und einem Leergewicht von knapp eineinhalb Tonnen nicht die eines Boliden. Uns reichte die Motorisierung. Tatsächlich kamen wir sehr zügig voran, vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil wir auch en route mit unserem schönen Fahrzeug beeindruckten und man uns deshalb nicht im Wege stehen wollte.
PT steht für PureTech und kennzeichnet bei Peugeot die 3-Zylinder Benzinmotoren, die die gesamte Peugeot Modellreihe vom 108 bis zum 5008 wahlweise antreiben. Die Aggregatfamilie gilt als besonders effizient und ist mit Spitzentechnologie ausgestattet. Eat8 heißt das Achtgang-Automatikgetriebe bei Peugeot, das besonders effizient gebaut und eingestellt ist und so eine bis zu sieben Prozent verbesserte Kraftstoffnutzung erzielt.
Bienvenue à Westerland
Hauptkonkurrenten des 508 als Limousine, die mit ihrer schnittig coupéhaften Fastback-Linienführung und hochwertigem Interieur lockt, sind der VW Arteon, das BMW 4er Gran Coupé oder der Audi A5 Sportback.
‚Je n’ai besoin de personne en ma 508...‘. Brigitte Bardot hätte ihre Laudatio auf die Harley Davidson vermutlich so oder ähnlich umgetextet, hätte es den schnittigen Franzosen auf vier Rädern schon zu ihrer aktiven St. Tropez-Zeit gegeben.
Alors, allez et à bientôt à Westerland? Klar ist: Auch wir wollen zurück nach... wenn nicht exakt Westerland, dann doch Sylt. Vielleicht Hörnum zur totalen Entspannung. Egal zu welcher Jahreszeit. Die Gezeiten, die tosende See, der Sonnenuntergang, Sand und Muscheln, die Strandkörbe, der friesische Tee, das schöne Norddeutsche, und vieles mehr. Was einer gebürtigen Landratte aus dem im Tenor rüden Süden besonders positiv auffällt: Die Menschen im Norden sind im allgemeinen eher freundlich.
Also halten wir es mit der Band Die Ärzte, sind voller Sehnsucht und kommen gerne wieder, ob mit oder ohne freundlicher Unterstützung der kühnen und kraftvollen Löwenzähne, die für Peugeot so typisch sind.
Text und Fotos: Dr. Susanne Roeder