Voulez-Vous Rouler Avec Moi?
Wer bietet mehr? Mit 14 Marken unter einem Dach übertrifft Stellantis den stark in Schieflage geratenen VW Konzern mit seinen 12 Pkw Marken. Doch die Zahl der Marken allein ist irrelevant. Was zählt, ist deren Performance. Da stehen die Franzosen bislang besser da als Wolfsburg. Dennoch musste der harsche CEO Carlos Tavares von jetzt auf gleich seinen Hut nehmen – ursprünglich zwar Portugiese, doch in seiner Führung mit eiserner Hand französischer als französisch.
Insbesondere bei dem FCA Teil von Stellantis und da bei Jeep und Fiat und Opel in Deutschland setzte der von Verwaltungsratschef John Elkann geschasste Manager das Seziermesser an. Lediglich die französischen Marken wurden von seiner sonst ehernen Hand vergleichsweise sanft behandelt. Wie es allerdings mit DS, der Luxusmarke von Citroën weitergeht, steht in den derzeit eher ungünstigen Sternen. Viel wird nicht zuletzt vom neuen Flaggschiff der Marke abhängen, dem elektrischen SUV DS No8. Bestellen kann man den No8 noch nicht.
Jung und spritzig: Citroën C4 YOU und Jeep Renegade
Wieder vergleichen wir zwei sehr unterschiedliche Fahrzeuge – einen Franzosen und einen (kleinen) Amerikaner. Als erstes zum jung gebliebenen Franzosen der Marke Citroën, dem C4 You. Im Gegensatz zum DS No8 haben wir hier auf jeglichen Luxus und auch Komfort verzichtet.
Wir fuhren die spartanische Ausführung der Schräghecklimousine als 3-Zylinder Verbrenner mit Schaltgetriebe. Schalten macht einfach Spaß und auf zu viel Elektronik verzichten wir gerne. Eine Sitzheizung für Wintertage allerdings hätten wir goutiert. So erhielt der Beifahrer eine wärmende Decke. Geht auch. Das Schöne an diesem „Sparmodell“ sind sein angenehmer Preis und sparsamer Spritverbrauch. Wenn Dacia beim Dacia Duster mit dem Slogan wirbt ‚Das Statussybol für alle, die kein Statussymbol brauchen‘, fällt Citroën seit Jahren mit seinem knackig jungen Design auf. Und hat viel Auto zum attraktiven Preis – etwas, wovon Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW bislang immer noch träumen. Zumal der 4 YOU preislich dem bei jungen Leuten beliebten Polo die Stirn bei gleichzeitig mehr Auto bietet.
Weniger als 20.000 Euro kostet unser Basismodell. Eine etwas jugendlichere Farbe hätten wir uns ausgesucht. Andererseits verringert das Grau, Verzeihung Artense Grau metallic, nicht den Wiederverkaufswert und sieht samt schwarz durchgestylter Designverstärkung sportiv und wertig aus.
Die geteilte Heckscheibe ist so clever ausgezirkelt, dass wir keinen Sichtverlust zu bemängeln haben. Eine Rückfahrkamera im C4You würden wir gleichwohl schätzen. Die 250 Euro extra erlauben zusätzlich zu den zumindest hinten vorhandenen Piepsern noch präziseres Einparken und können etwaige Rempler schnell aufwiegen.
Brot-und-Butter Franzose
Wir schätzen den jungen Franzosen und waren gerne mit ihm unterwegs. Allerdings gelang es uns nicht, das Fahrzeug mit unserem iPhone so zu vernetzen, dass der Bildschirm die Route angezeigt hätte. Hier wäre ein gedrucktes Bordbuch sicherlich hilfreich gewesen. Denn auch im Internet fanden wir keine benutzerfreundliche Anleitung. Vom Gedruckten haben sich die Franzosen und damit Stellantis leider schon lange verabschiedet. Stichwort Kosteneffizienz. So flitzten wir mit gekoppeltem iPhone zwecks Freisprechanlage und kleinem Bildschirm durch „The Länd“, wie Baden-Württemberg sich seit einigen Jahren vermarktet.
Die Brot-und-Butter Schräghecklimousine fuhren wir nur ungern wieder gen Rüsselsheim zurück. Ein behändes Fahrzeug. Wenig hip bleibt sein Drei-Zylinder-Motörchen. Dessen lästig ratternder Nähmaschinensound erinnert allenfalls an die Anfänge Opels als Hersteller solcher Haushaltsgeräte. Da nützt es wenig, dass es ein Turbobenziner ist. Der Motor klingt gleichermaßen angestrengt. Wahr ist aber auch, dass sich diese aus unserer Sicht nervigen Motoren im Zuge des Downsizing immer mehr ausbreiten.
Die wichtigsten Eckdaten unseres Citroën Dreizylinder-Turbobenziners (1.199 cm3) ist ein Fronttriebler: Das Sechsgang-Schaltgetriebe macht großen Spaß beim Fahren, weil es direkt reagiert. Zackig sind wir mit dem Turbobenziner unterwegs, können leicht Spuren wechseln. Die 101 PS (74 kW) reichen aus für spritziges Fahren. Die Schräghecklimousine wirkt keinesfalls untermotorisiert. Man muss ja nicht unbedingt schneller als 150 km/h fahren. Richtig Laune macht auch der recht geringe Spritverbrauch, zumal in Zeiten wieder steigender Benzinkosten. Wir blieben unter sechs Litern auf 100 Kilometer.
Rund 20.000 Euro Anschaffungspreis als Neuwagen und immer noch ein Drittel voller Tank nach rund 600 Kilometern Fahr. Das ist eine gute Bilanz. Gerade der geringe Spritverbauch ist in Zeiten allgemein steigender Preise für Benzin und zunehmener CO2 Bepreisung ein wichtiges Kaufargument. Insgesamt ist der C4 YOU ein Auto für junge Menschen und solche, die jung geblieben sind.
Knuffiger Amerikaner als Feuerrotes Fahrmobil
Nach unserem Asketentrip rollte mit dem allradangetriebenen und feuerroten Jeep Renegade als Plug-in Hybrid etwas Luxus heran. Knallrot wirkt der Renegade noch jugendlicher und frecher. Im Vergleich dazu kam das gediegene Silber Metallic unseres C4 You so förmlich daher, als habe man den Junior in Vaters Anzug gesteckt, um ihn seriöser wirken zu lassen.
Den Mildhybrid gibt es beim Renegade nur mit Frontantrieb. Mit dem PHEV steigerten wir uns von den drei Zylindern des Citroën auf vier Zylinder. Allerdings klingt der Reihenvierzylinder eher nach Diesel und wirkt im Fahrverhalten trotz seiner 240 PS untermotorisiert, kommt vergleichsweise schwer in die Gänge – ganz im Gegensatz zum agilen Citroën C4 YOU.
Klar, der Italo-Amerikaner – er wird in Melfi gebaut - hat zum einen das Gewicht zweier Antriebe und ist mit fast 4,3 Metern Länge, 1,8 Metern Breite und gewaltigen 1,723 Metern Höhe deutlich größer dimensioniert. Sein Leergewicht sind satte 1.845 Kilogramm. Dagegen ist unser C4 YOU mit 1.284 Kilogramm ein leichtfüßiges Fliegengewicht.
Renegade – damit versteht sich der kleine Jeep als Rebell oder Pionier, hat also eine positive Konnotation. Renegaten gelten im übrigen als temperamentvolle, positive und energiegeladene Menschen. Das gilt auch für den Jeep Renegade, auf den das Epitheton kultivierter Wildfang ganz gut zutrifft. Denn der Allrad-Plug-in Hybrid zeigt sich offroad gerne als kompakter Rabauke. Wir wissen die Allradvorzüge bei erstem Schneefall auch auf glatter Straße zu schätzen. .
Im Englischen freilich denkt man bei „renegade“ zunächst an Deserteure oder Abtrünnige. Der kleinste „Ami“ in der Jeep Familie ist allenfalls insofern abtrünnig, als er gewissermaßen italienische Gene der Konzernschwester Fiat in sich trägt, die des 500X in punkto Technik und Optik. Allerdings ist er deutlich beliebter als das italienische Mini SUV. Inzwischen ist der Einstiegs-Jeep schon im 15. Lebensjahr und fast genauso lang der in Deutschland meistverkaufte in der Jeep Familie.
Durstiger Kraxler mit freundlichen Kulleraugen
Sobald die elektrische Reichweite vervespert ist – und das geht verdammt schnell, ist sie doch mit ihren nominell laut WLTP etwa 48 Kilometern rein elektrischen Fahrens nicht viel mehr als ein Amuse Bouche– gibt sich unser Trailhawk ganz schön hungrig. Mangels Ladekarte fahren wir ihn als Benziner und müssen mehrfach nachtanken. Das liegt aber auch am recht kleinen Tank.
Der durstige Kraxler beglückt uns mit einfacher Bedienung von Infotainment und Navigationssystem. Die Einparkkamera wissen wir sowieso zu schätzen, Denn das SUV im Kompakt-Segment gibt sich zwar mit Kulleraugen und abgerundetem Design verspielt, steht gleichwohl kantig im Wind und lässt dem menschlichen Auge wenig Chance, sein Front- wie Heckende zu erkennen.
Fazit: Zwei „Funky Cars“ von Stellantis, die wir beide sehr gerne bewegt haben, sieht man mal ab von ihrem beklagenswerten Motorensound. Was, wenn wir ein Fahrzeug geschenkt bekämen und es selbst auswählen dürften? Vom Fahrspaß wäre es klar der C 4 YOU – trotz seiner drei Zylinder und nadelndem Sound.
In Sachen Komfort wären wir beim etwa doppelt so teuren Trailhawk, zumal er als PHEV an der heimischen Steckdose geladen werden könnte und somit in der Unterhaltung auch interessant wäre. Nur leider hatte man uns kein Kabel für den Hausgebrauch im Kofferraum hinterlassen. Genau so wenig eine Ladekarte.
Ungetrübten Fahrspaß hatten wir trotzdem auch mit dem Allrad-Kraxler, der maskuline wie feminine Gene in sich vereint und damit beide Geschlechter ansprechen dürfte – und auch diejenigen, die auf Jeep stehen, aber sich mit dem Einstiegsmodell begnügen wollen.
Voulez-vous rouler avec moi? Die Antwort für beide Fahrzeuge ist ein klares: Oui, bien sûr et avec plaisir.