Wenn Malaga zum Treff unter Pensionären wird
Von Dr. Susanne Roeder
Die Präsentation der Opel GSe-Modelle war beeindruckend. Beeindruckend nicht in erster Linie wegen der Opel Modelle oder wegen des zauberhaften Fleckchens Erde in Andalusien. Beeindruckend vor allem deshalb, wenn man sich das Durchschnittsalter der teilnehmenden Journalisten vor Augen hält. Die Grand Sport Elektrofahrzeuge der Rüsselsheimer jedenfalls wurden an einem Tag hauptsächlich von Rentnern bewegt.
Darf man daraus schließen, dass Opel insbesondere für Ältere die Marke der Wahl ist? Wohl kaum. Die jüngste Opel Präsentation ist auch nur ein Beispiel von vielen, bei denen Rentner sozusagen das „new normal“ darstellen. Was den Schluss nahelegt, dass sowohl die OEM als auch diejenigen, die Freelancer zu solchen Veranstaltungen schicken, ihr Wohl und Wehe in erhofft guten Berichten der Methusalems sehen.
Sei es, weil dieser Teil der offiziell nicht mehr arbeitenden Bevölkerung dankbar ist, auf diese Art und Weise reisen und die Welt sehen zu können. Sei es, weil die Pensionäre froh sind, aus dem Haus zu kommen oder vor ihren Ehefrauen eine Zeitlang Ruhe zu haben – bevor sich nun einige aufregen, sei gesagt: dieses ‚Pensionärsschreiben‘, um zu reisen und mitzumischen, ist tendenziell ein reines Männerphänomen. Oder sei es, weil einige von ihnen ganz einfach gerne reisen und es auf sich nehmen, dafür sogar unentgeltlich zu schreiben. Letzteres, das Schreiben ohne Honorar, das für Freiberufler schon gering genug ausfällt, halten wir für besonders perfide. Verleger sollten dies nicht auch noch fördern.
Und wo wir schon dabei sind: Weibliche Autoren werden immer wieder gerne, bisweilen herablassend gönnerhaft von ihren männlichen Kollegen in die Kunst des Schreibens ‚richtiger‘ Artikel / Features über Autos eingeführt. Ein weiterer Fall, warum die #Femaleship – ein Begriff, den wir spontan in Anlehnung an Friendship prägten – schleunigst ihre Kräfte bündeln sollte...
Was auch immer die Umstände sein mögen, es ist ziemlich verblüffend, gar befremdlich, was sich im Laufe der Jahre entwickelt hat und anscheinend zu einer akzeptierten Tatsache geworden ist.
Werden Malaga und all die anderen Orte von Autopräsentationen bald zu einem Paradies oder Ghetto – je nach Blickwinkel – nur für verrentete Autojournalisten? Um mit Tim Rice aus seinem Musical Chess und einem seiner Hits „One night in Bangkok“ zu sprechen: Ich schaue mir das Spiel nur an - ich sehe nicht, dass ihr die Art von Leuten auf dem Radar habt, die mir vorschweben. Oder, um es anders auszudrücken: Ich freue mich, dass es mehr im Leben gibt als nur den Input des Labels „driven by pensioners“ …
N.B.: Die Autorin hält sehr viel vom Mischen der Generationen und schätzt Privatiers im Allgemeinen sehr. Es darf aber mal angezweifelt werden, ob gerade Journalisten meinen, so lange schreiben zu müssen, bis sie der Sensenmann abholt.